11 Hochzeitsregeln, auf die Ihr verzichten könnt!

Regeln? Was für Regeln? Ihr feiert EURE geniale Hochzeitssause, da dürft Ihr gefälligst machen, was Ihr möchtet, bitteschön dankeschön! Nur, weil jemand sagt "das gehört sich so" oder "das wird aber so gemacht" müsst Ihr noch lange nicht drauf hören. Ich habe elf typische "Hochzeitsregeln" ausgesucht, die auf ihrem Sockel schon Staub angesetzt haben. Um es auf gut Berlinerisch auszudrücken: "Machtdo'wattawollt!"

von Kira Nothelfer

1. Ein weißes Kleid tragen

"Normalerweise trage ich gar keine Kleider, ich komme mir darin immer komisch vor..." wie oft habe ich diesen Satz schon von meinen Bräuten gehört, ich kann es gar nicht mehr zählen! 

Die Frage ist aber: Warum tut Ihr es dann auf Eurer Hochzeit? Nur weil es andere machen? Weil es so "Tradition" ist? Weil Ihr Euch das im zarten Grundschulalter so ausgemalt habt und es deswegen in Stein gemeißelt ist? 

Wenn Ihr Euch in Kleidern gar nicht wohlfühlt, ist Eure Hochzeit wirklich der falsche Tag, um trotzdem eins anzuziehen. Schließlich sollt Ihr Euch den ganzen Tag freuen und entspannt feiern, nicht am Stress-Strass herumfummeln. Wie wäre es stattdessen mit mit einem Overall? Einem Zweiteiler vielleicht? Oder einem kurzen Rock mit sportlichem Top? Ich habe auch schon Bräute in Jumpsuits getraut und lasst Euch versichern, sie sahen absolut umwerfend aus! 

Inzwischen ist der Markt gottseidank voll mit lässigen Alternativen für Ladys, die mit einem Prinzessinnenkleid einfach nicht warm werden. 

Und weiß muss eine Brautgarderobe schon lange nicht mehr sein! Falls Ihr Sorgen habt, dass man Euch in Eurem knallroten, schwarzen, hellblauen oder pastellrosa Dress nicht als Braut erkennt, könnt Ihr Eure Gäste bitten, auf andere Farben auszuweichen. Vielleicht kommen stattdessen alle anderen Frauen in weiß und Elfenbein? 

Mit ein wenig Recherche im Internet oder Brautmagazinen findet Ihr garantiert Euer passendes Outfit! 


 

Mehr zum Thema: 

Warum sind Brautkleider weiß? 

Die Geschichte einer königlichen Marketingidee  


2. Mit der Trauung den Tag starten

Alle Paare möchten möglichst individuell sein, aber trotzdem planen fast 90% ihre Hochzeit nach dem gleichen Ablauf:

Mit der Trauung als Auftakt der Feier. 

Natürlich fühle ich mich geehrt, als Traurednerin in der Pole Position zu starten und Eure Hochzeit quasi "einzuläuten". Trotzdem plädiere ich auch hier für die Sprengung des starren Korsetts!  Die Gründe, warum immer noch so viele Paare ihre Trauung als ersten Programmpunkt des Tages planen, sind schnell erklärt: 

1. "weil man das so macht"

2. "weil die Braut dann einen großen Auftritt hat"

3. "weil man als Verheiratete feiert und nicht als Verlobte!" 

 

Hatten wir nicht gerade festgestellt, dass man auf Traditionen auch gut verzichten kann? Also was haltet  Ihr dann zur Abwechslung von einer Trauzeremonie z.B. als krönenden Höhepunkt der Feier, als Mitternachtsevent oder auch zum Abschluss eines tollen Wochenendes, am Sonntag zum Brunch?  Früher dauerten Hochzeiten mehrere Tage an. Viele Kulturen feiern auch heute noch über Tage hinweg und zelebrieren Feierlichkeiten bis zu einer Woche. Die Brautleute haben dabei, dank Kleiderwechsel, viele neue Auftritte in ihren jeweiligen Rollen und Familienkonstellationen. 

Auch bei uns hat, nicht zuletzt aufgrund der Restriktionen durch die Coronapandemie, wieder ein Umdenken eingesetzt und besonders viele junge Paare denken die Tagesabläufe ihrer Hochzeiten um. Also, werdet doch mal kreativ! 

 

3. Einen "Typischen" JGA feiern

Hurra! Wer findet es nicht supertoll, in einem bescheuerten Outfit in der Fußgängerzone billigen Plastikschrott an Passanten zu verkaufen, während sich zwei Dutzend gackernde Freundinnen mit "Kleiner Feigling" und Dosenprosecco einen antütern? 

Antwort: Ich. 

Keine Ahnung, woher diese tollen Bräuche für den Junggesell:innen-Abschied stammen, denen zufolge sich das Brautpaar kurz vor der Hochzeit voneinander getrennt entweder zum Nappel machen oder eine Performance schlechtgeölter Stripper:innen in fragwürdigen Phantasieuniformen ertragen muss. 

Mein Tipp: Nehmt die Kohle für den Nackttanz/den Plastikschrott/die Wish-Verkleidungen und die fünfundzwanzig Elton-John-Gedächtnisbrillen und macht daraus etwas, worauf Ihr wirklich Bock habt! 

Einen schönen Ausflug zum Beispiel, den alle genießen. Oder ein wunderschönes Fotoshooting mit den Freundinnen - ganz ohne peinliche Penis-T-Shirts. Vielleicht geht Ihr in ein tolles Spa oder eine Sauna oder eine Therme? Oder, wenn es etwas sportlicher sein darf: zum Bouldern, in einen Trampolinpark oder einfach mal Bunjeespringen? 

Eine wilde Campingnacht am See (Gitarre nicht vergessen!), eine coole Stadtrundführung oder eine Bootstour? Es gibt so viele Möglichkeiten, miteinander eine schöne Zeit zu verbringen, ohne dass Ihr dafür exorbitant in die Tasche greifen müsstet. Genießt Euren Tag und Eure Freundschaft, ganz egal, was "man" am Junggesellenabschied traditionellerweise machen sollte. Cheers! 

4. Einen Brautstrauß haben

Menschen der Renaissance hatten mit Körperhygiene nicht so viel am Hut. Um die Ausdünstungen der Hochzeitsgesellschaft und vor allem den exzessiv dagegen eingesetzten Weihrauch während der kirchlichen Zeremonie unbeschadet zu überstehen, banden sich die Bräute Duftsträuße aus stark riechenden Sträuchern und Kräutern, traditionell z.B. Myrthe oder Orangenblüten. Wenn der Gestank zu stark wurde, konnte die Braut sittsam einen tiefen Atemzug aus ihrem Blumenstrauß nehmen, um nicht in Ohnmacht zu fallen. 

Heutzutage sind wir ein bißchen weiter: Brautpaare und ihre Gäste erscheinen zur Hochzeit überwiegend frisch geduscht und herrlich duftend. Auch die Problematik mit dem überdosierten Weihrauch gehört der Vergangenheit an. Geblieben ist der Brautstrauß, der inzwischen nur noch einen sentimentalen, dekorativen Stellenwert besitzt. 

Wenn Ihr also keine Blumensträuße mögt oder einfach keine Lust habt, den ganzen Tag ein unhandliches Bouquet mit Euch herumzuschleppen, lasst den Nasenretter getrost weg. Alternativ könntet Ihr Euch z.B. für einen Blumenkranz im Haar entscheiden, für eine Statement-Kette, eine exklusive Braut-Handtasche - oder einfach nix. :) 

5. Ringe tragen / tauschen

Ganz klar: Der Ringtausch oder auch Ringwechsel ist in Westeuropa (und vielen anderen Teilen der Welt) inzwischen DAS Symbol für eine Eheschließung überhaupt. Aber genau wie alles andere ist auch dieser mittlerweile 3000 Jahre alte Brauch nicht in Stein gemeißelt, wenn es um Eure Freie Trauung geht. 

 

Als Traurednerin rate ich meinen Paaren immer, unbedingt das zu tun, womit sie sich wohlfühlen - und wenn ein Ring am Finger nicht dazu gehört, dann ist das nunmal so. 

Stattdessen gibt es unendlich viele Möglichkeiten, diesen "Programmpunkt" Eurer Trauung mit Alternativen zu füllen. Zehn davon habe ich Euch in einem separaten Artikel zusammengefasst. Übrigens müssen Trauringe auch nicht immer aus Metall sein: Für die Naturkinder und Boho-Lover unter Euch gibt es tolle Ideen für bezaubernd schöne Ringe aus Holz! 

6. Den Brauttanz tanzen

Ein weiterer Punkt, den ich praktisch in Dauerschleife zu hören bekomme, sind die Sorgen der Paare bezüglich des Brauttanzes. Gesellschaftstanz ist längst nicht mehr so weit verbreitet, wie noch vor 30 Jahren und dennoch wird von einem Brautpaar "erwartet", dass es die klassischen Regeln der Ballhäuser einhält und die Fläche mit einem besonderen Tanz eröffnet. 

Nicht alle Menschen sind dazu geboren, vor einer großen Zuschauermenge etwas vorzuführen, noch dazu eine Fertigkeit, die sie erst seit ein paar Wochen einüben. Angst, Nervosität und besondere Konzentration auf die meist neu erlernten Schritte rauben dem Brauttanz dann das, wofür er eigentlich symbolisch stehen soll: Die verliebte Leichtigkeit eines frisch vermählten Paares.  

7. Den Brautstrauß werfen

Achtung, wichtige Durchsage: Nicht alle Singles finden es super, auf die Tanzfläche gezerrt und mit Blumen beworfen zu werden. 

Obwohl in seiner Absicht harmlos, rückt der Brautstraußwurf nicht nur alle in den (unfreiwilligen) Fokus, die noch nicht verheiratet sind, sondern fördert auch die Annahme, dass eine Ehe das sei, was jeder anstreben sollte. Hurra, gefangen, Du bist der/die Nächste!

Was passiert denn eigentlich, wenn auf Eurer Hochzeit nur eine einzige unverheiratete Frau (oder ein unverheirateter Mann) anwesend ist? Stellt sie sich dann ganz allein vor allen Gästen auf? Bei Eurer Hochzeit sollte Eure Priorität nicht nur darin liegen, zu tun, was Euch gefällt, sondern gleichfalls, das Wohlbefinden Eurer Gäste im Auge zu behalten. 

Falls Ihr Euch nicht sicher seid, wie enthusiastisch Eure unverheirateten Gäste solche Späße aufnehmen würden, könnt Ihr sie auch einfach weglassen. 

 

Stattdessen gibt es schöne Ideen, Eurem Brautstrauß nach der Trauung zu einer Zweitkarriere zu verhelfen: Zum Beispiel als wunderschönes Kunstwerk aus Blüten, wie sie die Künstlerin Tina Altus fertigt. 

8. zum Altar geführt werden

Immer wieder wird es für eine deutsche Tradition gehalten:  Der Vater (oder nächste männliche Verwandte) führt die Braut zum Altar... 

Diese Vorstellung ist hierzulande vor allem durch den Einfluss von amerikanischen Filmen und Serien geprägt. In der anglikanischen Kirche hat die Brautübergabe noch einen festen Stellenwert, hier allerdings sieht das völlig anders aus. 

Wenn Ihr also keine Lust habt, Euch übergeben zu lassen oder einfach aus persönlichen Gründen niemanden habt, der diese Aufgabe übernehmen könnte, seid nicht traurig. Es gibt so viele schöne, emotionale, lustige und ausgefallene Möglichkeiten, einen Einzug für Braut und Bräutigam zu gestalten, dass garantiert auch etwas für Euren Geschmack dabei ist! 

9. Ganztags heiraten

Erst Standesamt, dann Frühschoppen, Mittagsbuffet, Kirchgang oder Freie Trauung, Umtrunk, Nachmittagskaffee, Unterhaltungsprogramm, Abendessen... So ein Hochzeitstag kann ganz schön lang werden und anstrengend noch dazu, wenn man ihn von morgens bis abends mit Programm vollstopft. 

Schon längst gibt es viele unkonventionellere und persönlichere Alternativen, Euer Liebesfest zu feiern. 

Wie wäre es denn zur Abwechslung mit einer Trauung am Abend oder in der Nacht? Oder mit einem rauschenden Brunch? 

Ich selbst habe Freitag nachmittags geheiratet und würde es immer wieder so machen. Glaubt mir, die Party war so wild, wir haben das ganze Wochenende zur Erholung benögtigt! ;)

10. Hochzeitsspiele machen

Bähm! Als hätte ich mir mit diesem Blogpost noch nicht genug Feinde gemacht, geht es jetzt ab aufs gaaaanz dünne Eis! 

Als Hauptstadtkind liebe ich Hochzeiten so: Trauung - Essen - Tanzen. Und dazu den ganzen Tag Booze! 

Aber anscheinend gibt es noch ein Paralleluniversum, in dem es völlig normal ist, das Brautpaar stundenlangen Spielen, Streichen und Aufgaben auszusetzen, die oftmals nur knapp am Rande der geschmacklichen Friedenszone vorbeischrammen. 

Baumstämme in der Größe einer Couchgarnitur müssen mit kaum mehr als einer Nagelschere durchtrennt werden! Intime Kleidungsstücke werden geworfen, getauscht, verkauft und von Onkel Erwin anprobiert. Die halbe Hochzeitsgesellschaft bläst als Kutschpartie zur Sportstunde mit einer nicht enden wollenden, sinnentleerten Ausflugsgeschichte. Und um das Fass endgültig voll zu machen, werden mancherorts die Gastgeber von ihrer liebevoll geplanten Jahrhundertparty in entlegene Kaschemmen verschleppt und verpassen ihr sorgsam ausgewähltes Hochzeitsmenü, während sie der Jodelkumpan ihres Schwippschwagers um eine Flasche warmen Korn erleichtert. 

Ganz ehrlich, Leute: Auch, wenn "es immer schon so gemacht wurde", überlegt Euch lieber genau, ob Ihr das für Eure Hochzeitsfeier auch wirklich erlauben möchtet. Viele dieser Spiele sind aus dem Blickwinkel eines angetrunkenen Gastes wahnsinnig witzig, aber für Euch als Brautpaar vermutlich deutlich weniger. Wenn Ihr auf die regional üblichen Spiele verzichten möchtet, dann kommuniziert das sehr klar schon in Euren Einladungen! Dann gibt es später keine Enttäuschungen - auf beiden Seiten! 

11. Gastgeschenke verteilen

Hier tue ich mich etwas schwer, denn ich lieeebe Gastgeschenke - zumindest, so lange man sie essen kann! :) 

Geschenke wie Flaschenöffner, Schlüsselanhänger, Zimmerpflanzen, Marmeladen, Salzstreuer usw. haben inzwischen den Markt erobert. Was als liebevolle Aufmerksamkeit an die Gäste gedacht ist, kann bei einer Hochzeit schon mal ein echter Budget-Fresser werden! 

Und falls Ihr im Geiste bereits niedliche Reagenzgläschen mit Blumensamen füllt, macht Euch bitte auf eine traurige Mitteilung gefasst: Viele Eurer Gäste werden den großen Aufwand überhaupt nicht zu schätzen wissen! Einer Umfrage eines großen Hochzeitsportals zufolge landen rund 31% der Gastgeschenke vor Ablauf einer Woche im Mülleimer und 17% der Gäste nehmen sie erst gar nicht mit nach Hause. 

Diese Zahlen finde ich so dramatisch, dass ich meinen Brautpaaren gerne zwei heiße Tipps gebe:

 

Tipp 1: Wenn Euer Herz nicht daran hängt, dann verzichtet auf Gastgeschenke und investiert die gesparten Euronen in etwas, das zum Eventcharakter Eures Festes beiträgt. Ein Unterhaltungskünstler zum Beispiel, Live Musik, ein DJ, ein Tischzauberer (klingt altbacken, aber da gibt es ein paar richtig coole!), eine geniale Traurednerin oder einfach noch mehr Booze. Eure Gäste freuen sich unverhältnismäßig mehr über eine schöne, unterhaltsame Feier als über den siebenundvierzigsten Kühlschrankmagneten. 

 

Tipp 2: Falls Ihr meint, Eure geile Hochzeitssause mit open Bar und freier Trauung wäre noch nicht Geschenk genug, dann nehmt als kleine Aufmerksamkeit etwas Leckeres, das Ihr ggf. nach der Hochzeit selbst vernaschen / verbrauchen könnt. Oder habt Ihr Verwendung für 39 liegengebliebene handgravierte Nasenhaarschneider? Eben! 

 

Alles außer langweilig? Kann ich!

Wenn Ihr Euch eine witzige, einzigartige, emotionale Trauung wünscht, seid Ihr bei mir genau richtig!


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